Ratgeber: Stress beim Hund
Anzeichen, Ursachen & Gegenmaßnahmen

Stress beim Hund


Stress ist überlebenswichtig. In potenziell gefährlichen Situationen reagiert der Körper mit aktivierenden Maßnahmen: verstärkte Durchblutung der Muskulatur, schneller Puls, geschärfte Sinneswahrnehmungen, vertiefte Atmung. Fight or  flight – alles auf „Alarm“. Nur dauerhafter Stress oder übertrieben aufgeregte Reaktionen auf harmlose Reize machen unsere Tiere langfristig krank. Doch das Leben vieler Menschen ist von Stress geprägt, Stress auf der Arbeit und auch Stress in der Freizeit. Seit sich die Hunde entschlossen haben, ihr Leben an der Seite des Menschen zu verbringen, ist auch ihr Stresspegel angestiegen. Jetzt zählen nicht mehr nur die Nahrungsbeschaffung und der Fortbestand der Art, sondern auch die Ansprüche des Menschen an den Hund. Als sensible Geschöpfe spiegeln die Hunde jeden Stress, den die Menschen ausleben, wider. Umso wichtiger ist es, dass wir als Mensch-Hund-Team eine Resilienz in solchen Situationen entwickeln und den Stress unbeschadet wieder abbauen können. Das ist aber nur möglich, wenn der Hundehalter die Körpersprache seines Hundes genau versteht und die Stresssignale rechtzeitig erkennen kann.


An welchen Anzeichen erkennt man Stress beim Hund?

Hunde kommunizieren mit Artgenossen und Menschen über die Lautsprache, die Körpersprache und die Duftsprache. Sie drücken ihre Gefühle aus und versuchen, über die Kommunikation gefährliche Situationen zu entschärfen. Fühlt sich der Hund nicht wohl, sendet er Calming Signals, Beschwichtigungssignale, aus, um die Situation zu entspannen und eine weitere Eskalation zu vermeiden.
Dabei sind nicht immer alle Signale gleichzeitig sichtbar. Es bestehen beim Verhalten der Hunde große individuelle Unterschiede. Einige Vierbeiner reagieren auf den Stress mit einer aktiven Alarmhaltung und Kampfbereitschaft, andere ziehen sich zurück und tendieren dazu, sich zu unterwerfen. Hält der Stress über einen längeren Zeitraum an, sind die Hunde nervös und können sich kaum konzentrieren. Sie sind müde und nicht in der Lage beim Training zu lernen und Erfolge zu erzielen. Stress äußert sich in folgenden Anzeichen:

•  lecken der Lefzen
  abwenden des Kopfes und der Augen
  gähnen
  ständiges Bellen
  eingeklemmter Rute
  gesträubte Haare im Nacken und an der Rute
  angespannte Muskeln, deutliches Zittern
  geduckte Körpersprache
  hecheln und Zähne zeigen
  Erbrechen und Durchfall
  Overgrooming (übertriebene Fellpflege)
  Übersprungshandlungen wie schnüffeln und in der Erde graben
  Zerstörung von Gegenständen, zum Beispiel Beißen in die Leine
  jagen und benagen des Schwanzes
  Unsicherheit und starke Vermeidungshaltung
  verstärktes Speicheln

Kann der Stress des Hundes nicht abgebaut werden, wird der Zustand chronisch. Die über einen längeren Zeitraum gestressten Hunde verhalten sich ängstlich oder aggressiv. Die ständig in hoher Zahl im Blut zirkulierenden Stresshormone schädigen die Zellen. Das Immunsystem ist überfordert. Die Hunde werden häufiger krank.

Welche Ursachen gibt es für Stress beim Hund?

Stress entsteht bei Hunden aus vielen verschiedenen Ursachen. Manchmal sind diese für den Menschen nicht einmal deutlich zu erkennen. Ob Begegnungen mit Artgenossen, fremden Menschen, lauten Geräuschen oder Lichtblitzen, der Hund reagiert individuell mit Stress.
Die äußeren Reize werden über Nase, Ohren, Augen und das Jacobson´sche Organ im Maul aufgenommen. Als hochsensible Tiere nehmen die Hunde Einwirkungen von außen viel stärker wahr als Menschen.
Stress beim Hund kann aber auch durch innere Reize wie Erkrankungen, Verletzungen, Schmerzen-oder psychische Traumata ausgelöst werden. Faktoren, die Stress bei Hunden auslösen:

  Hunger
  Verlust der Bezugsperson
  Veränderung der Umwelt und der persönlichen Lebenssituation
  Mobbing durch Artgenossen
  Menschenansammlungen
  plötzliche laute Geräusche
  Angst in unbekannten Situationen
  erzwungene Begegnungen mit Artgenossen
  Überforderung des Hundes durch falsches Training
  Schmerzen
  Langeweile: führt zu dem Boreout-Syndrom
  Störungen beim Fressen
  gestörter und immer wieder unterbrochener Schlaf


Wie stark ein Hund auf die stressenden Reize reagiert, hängt davon ab, über welche Resilienz (Fähigkeit zur Stressbewältigung) er verfügt. Resilienz ist aber nicht nur angeboren. Sie kann durch gemeinsames Training mit dem Menschen erworben oder verstärkt werden. Hunde, die neugierig und offen für neue Situationen sind und nicht mit Nervosität auf Unbekanntes reagieren, besitzen von Geburt an eine höhere Resilienz als ängstliche Hunde, die nicht gut sozialisiert wurden.


Gesundheitliche Auswirkungen von dauerhaftem Stress beim Hund

Wie eingangs schon erwähnt, reagiert in stressigen Situationen – und auch schon bei deren Erwartung – der Körper des Hundes mit der Ausschüttung von aktivierenden Hormonen und Neurotransmittern. Energiereserven und der Sympathikus des vegetativen Nervensystems werden aktiviert und bereiten den Hund auf Kampf oder Flucht vor. Eine Überlebensstrategie, die bei den wilden Vorfahren unserer Hunde häufig über Leben und Tod entschieden und so auch die Evolution geprägt hat. Letztendlich ist der Canide erfolgreich, der sich bei der Jagd,-und bei Revier- und Paarungskämpfen behaupten kann. Natürlich spielen dabei auch die kognitiven Fähigkeiten eine Rolle.Nicht nur der fitteste, sondern auch der smarteste überlebt. Der moderne Familienhund gerät seltener in lebensbedrohliche Situationen, dennoch sind die Regulationsmechanismen die gleichen. Ob der Hund bei der Nahrungssuche, auf dem Hundeplatz, im Büro oder im Straßenverkehr Stress empfindet spielt dabei keine Rolle. Die gesteigerte Durchblutung von Herz, Leber, Lunge und Muskulatur wirkt sich dauerhaft negativ auf andere Organsysteme aus: vor allem auf den Verdauungstrakt, das Immunsystem und die Haut. Dauert der Stress länger an oder wird sogar als dauerhaft empfunden, ergeben sich daraus häufig diverse Erkrankungen in genau diesen Bereichen.

Was kann man gegen Stress beim Hund tun?


Wie stark Stress sich auf den Hund auswirkt, ist immer von der individuellen Persönlichkeit des Hundes und den bisher gemachten Erfahrungen abhängig.
Stress kann durchaus auch positiv sein. Positiver Stress (Eustress) entsteht zum Beispiel beim Training oder Hundesport, wenn der Hund sich zwar anstrengt, aber durch das Erfolgserlebnis in einer positiven Stimmung ist. Der positive Stress baut sich nach dem Training in der Entspannungsphase wieder ab. Er hat keine negativen Auswirkungen auf die Psyche und den Körper des Hundes. Anders verhält es sich mit negativem Stress (Distress). Der Hund ist nicht in der Lage, sich in eine Komfortzone zurückzuziehen. Seine Bewältigungsstrategien für die Situation sind erschöpft. Weitere Resilienz ist nicht mehr vorhanden. Damit der Zustand nicht in chronischen Stress übergeht, benötigt der Hund die Hilfe des Menschen. Jeder Hund kann lernen. Er benötigt dafür nur die richtige Unterstützung und Umgebung. Bis in das hohe Alter ist es möglich, das Datennetzwerk im Gehirn zu verändern. Dadurch werden negative Verhaltensweisen abgelegt und positives Verhalten neu programmiert.
In erster Linie sollte ein Hund aus der stressigen Situation herausgenommen werden. Dafür sind beruhigende Worte oft nicht ausreichend. Einfacher ist es, die Situation durch Gewinnung von Distanz zu entschärfen. Befindet sich in unmittelbarer Nähe ein nicht gut gesinnter Artgenosse, ist Ausweichen häufig die beste Möglichkeit.
Laute Geräusche werden durch Training positiv besetzt. Der Hund wird bereits vor der Eskalation der Stresssituation mit einem Markerwort abgelenkt. Er konzentriert sich auf den Besitzer und nimmt den Stressor nicht mehr so deutlich wahr. Belohnungen besetzen die Situation positiv. Im Gehirn des Hundes wird ein neues Programm geschrieben. Das Training der Resilienz erfolgt in mehreren Schritten:
Zuerst wird die Komfortzone festgelegt. An diesen Ort kann sich der Hund immer zurückziehen, um in Sicherheit zu sein.
Ein Stressfaktor bewirkt ein kurzes Verlassen dieser Komfortzone. Fühlt sich der Hund durch die Unterstützung des Besitzers sicher, tritt keine Krise ein. Das Vertrauen hilft dem Vierbeiner, den Stress zu bewältigen und wieder in seine Komfortzone zurückzukehren. Kann der Stress nicht bewältigt werden, befindet sich der Hund in der dritten Zone, der unbewältigbaren Stresszone. In diesem Moment ist das Lernen nicht mehr möglich. Mit Hilfe des Menschen entwickelt der Hund auch in dieser Zone Lösungen. Diese können in dem Angebot eines Alternativverhaltens oder einer Ablenkung bestehen.
Je häufiger sich der Hund während des Trainings kontrolliert in der unbewältigbaren Stresszone aufhält, umso stärker wird sein Selbstvertrauen. Die Zone schrumpft und verschwindet schließlich ganz. Der Stressfaktor wurde durch den Stahlbad-Effekt entschärft. Der Hund hat gelernt, dass er die Situation kontrollieren kann.
Um die Resilienz der Hunde durch Training zu erhöhen, sollte mit abgeschwächten Reizen begonnen werden. Der Reiz wird mit positiven Emotionen wie einer Belohnung besetzt. Die erste Speicherung erfolgt im sensorischen oder emotionalen Gedächtnis. Wird der Reiz weiter mit einem positiven Gefühl verbunden, erfolgt die Speicherung im Arbeitsgedächtnis und danach im Langzeitgedächtnis. Ist der Reiz durch mehrmalige Wiederholungen positiv im Langzeitgedächtnis gespeichert, entwickelt der Hund bei diesem Reiz kein Stressverhalten mehr. Er hat seine Resilienz erfolgreich erhöht. 

Voraussetzung für ein erfolgreiches Training ist die Konzentrationsfähigkeit und Kommunikationsbereitschaft von Hund und Mensch. Ist der Hund sehr ängstlich oder dauerhaftem Stress ausgesetzt, fehlen diese Grundvoraussetzungen. Verspürt ein Tier Angst oder Panik, bekommt es einen “Tunnelblick”, die Gedanken kreisen. Die Tiere können in einer solchen Situation häufig nicht auf Hilfestellungen oder Signale ihrer Menschen reagieren; die Konzentrationsfähigkeit ist deutlich eingeschränkt. An dieser Stelle kann man durch beruhigende oder stimmungsaufhellende Präparate aus der Naturheilkunde eingreifen und den Hund soweit entspannen, dass eine Zusammenarbeit im Training wieder möglich ist.

Phytotherapie gegen dauerhaften Stress beim Hund

Die ausgleichende Wirkung bestimmter Pflanzen auf das vegetative Nervensystem haben sich Menschen und Tiere schon immer zunutze gemacht. In der Volksheilkunde hat die Anwendung von psychoaktiven Kräutern eine lange Tradition. Dabei gibt es sowohl stimulierende als auch beruhigende Effekte. Die Rezeptur von RELAX Vital enthält sechs ausgesuchte Pflanzen, die einen entspannenden Einfluss auf die Psyche und das Verhalten des Hundes haben können. Dabei bleiben unerwünschte Effekte wie eingeschränkter Bewusstseinszustand, Schläfrigkeit oder Apathie aus. Gefördert werden können die Konzentration und die ruhige Aufmerksamkeit, was das Tier dabei unterstützen kann, sich auch mit besonderen Situationen auseinanderzusetzen und mit Reizen angstfrei umzugehen.

Vitamin B-Komplex gegen dauerhaften Stress

Vitamin B wirkt sich positiv auf das Nervensystem sowie Haut und Schleimhäute aus. Speziell die Vitamine B13 und B15 wirken Müdigkeit, Erschöpfung und oxidativem Stress (Stress auf Zellstoffwechsel-Ebene) entgegen.

L-Tryptophan gegen dauerhaften Stress

L-Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, die vom Körper zur Bildung des Neurotransmitters Serotonin benötigt wird. Serotonin wiederum sorgt für erholsamen Schlaf, reduziert Nervosität und lässtt unsere Tiere ausgeglichener und entspannter sein. L-Tryptophan ist Bestandteil der Rezeptur von RELAX Vital. Natürliche Quellen sind außerdem Sojaprodukte, Cashews, Edamerkäse und Erdnüsse.






Quellen

1. Calming Signals: Die Beschwichtigungssignale des Hundes, Turid Rugaas, 1. November 2001 
2. Resilienz bei Hunden: Für einen gelassenen Umgang mit Konflikten und Stress, Vanessa Engelstädter, 21. März 2022  
3. https://www.fressnapf.at/magazin/hund/gesundheit/stress/
4. https://www.tenetrio.de/ratgeber/stress-beim-hund-abbauen-so-loest-du-nervositaet-und-unsicherheit

in Blog
Ratgeber: Zecken beim Hund
Zeckenarten und Vorkommen, Borreliose & Zeckenmittel