Wie erkenne ich gutes Hundefutter?
Diese Frage ist wahrscheinlich in den Köpfen der Hundebesitzer allgegenwärtig. Jedes Herrchen und Frauchen möchte für seinen vierbeinigen Liebling selbstverständlich nur das beste Futter, Insbesondere Ersthundebesitzer treibt diese Frage nach meiner Erfahrung regelrecht in den Wahnsinn. In der Unsicherheit etwas falsch zu machen, schlagen wir uns also mehr oder weniger alle gemeinsam durch den „Hunder- Futterdschungel“. Und entschuldigen Sie diesen Begriff, liebe Leserin, lieber Leser, aber selbst als Fachmann habe ich hin und wieder meine Mühe, im wahrsten Sinne des Wortes den Durchblick zu behalten. Das ist eben genau die Frage: „Wer ist ein „Fachmann“ ? Zu groß ist das Angebot im Markt, Hochprofessionell sind die Verpackungs- und Werbestrategien der Hersteller und, in Internetforen und beim Gassi gehen gibt es Fütterungstipps. Und jeder verspricht Ihnen „nur die besten Zutaten“, hochwertige Rohstoffe“ und natürlich wurden diese „von Experten“ entwickelt. So oder so ähnlich. Und wem sollen wir nun glauben, was denn DIE beste Fütterung und welches DAS beste Futter überhaupt ist? Ich sage Ihnen: “Bilden Sie sich eine eigene Meinung."Einmal davon abgesehen, dass grundsätzlich sowieso die individuelle Verdauungsleistung, die Lebensumstände und der Gesundheitszustand unserer Hunde bei der Futterwahl berücksichtigt werden sollten: Hinterfragen Sie, recherchieren Sie, überprüfen Sie. Und finden Sie das richtige Futter und die beste Fütterung für Ihren Vierbeiner. Spätestens wenn Ihr Liebling unter ständigem Durchfall leidet und Sie vielleicht die Diagnose „Futtermittelallergie“ bekommen. Spätestens dann werden Sie Ihr eigener Futterexperte und übernehmen die Verantwortung. Verschaffen wir uns im Folgenden einen kompakten Überblick.
Welche Hundefutterarten gibt es?
Die Frage nach den Hundefutterarten lässt eine Einteilung nach vielen verschiedenen Kriterien zu: Art der Konsistenz (Trockenfutter oder Nassfutter), Inhaltsstoffe (z. B. getreidefrei), oder auch im weitesten Sinne medizinische Gesichtspunkte zu (Diätfutter, sensitiv, gastrointestinal, hypoallergen…). Um es nicht zu kompliziert werden zu lassen, beschränke ich mich im Folgenden auf das Wesentliche aus der Praxis. Weniger ist hier am Anfang mehr.Die zwei Hauptfutterarten sind also
- Trockenfutter (extrudiert / kaltgepresst).
- Nassfutter (Dosenfutter)
(Die BARF-Fütterung würde den Rahmen sprengen und hat eine eigene Bühne verdient.)Doch wo sind jetzt die Unterschiede? Und welche Vor- und Nachteile bieten die unterschiedlichen Fütterungsarten? Schauen wir uns alles nacheinander an.
Trockenfutter – extrudiert
Wie die Bezeichnung vermuten lässt, handelt es sich hier um ein Futter mit einem niedrigen Gehalt an Feuchtigkeit. Der Gehalt liegt bei den meisten Trockenfuttersorten im Bereich von 8-12%. (Quelle 1). Zum Verständnis, welche Qualität die verarbeiteten Rohstoffe haben können, ist es zwingend notwendig, einen kleinen Ausflug in die Verfahrenstechnik der Industrie zu unternehmen: das Extrusionsverfahren. Laut Wikipedia werden bei dieser Verfahrenstechnik „plastisch verformbare bis dickflüssige Massen unter Druck kontinuierlich aus einer formgebenden Öffnung (auch Kalibrierung, Düse, Matritze oder Mundstück genannt) herausgepresst. Die geformte Masse wird als Extrudat bezeichnet und härtet in der Regel beim Austritt aus der Öffnung des Werkzeugs durch Abkühlung oder chemische Reaktion aus.“ (2) Dieses Verfahren wird unter anderem in der Kunststofffertigung eingesetzt und auch in der Lebensmittelindustrie verwendet. Die Rohstoffe (dazu später mehr) werden also auf bis zu 200 Grad erhitzt und mit hohem Druck und ggf. Wasserdampf durch eine sogenannte Schnecke in die gewünschte Pelletform gepresst. Durch diese hohen Temperaturen und den hohen Druck können wichtige Mikro- und Makronährstoffe zerstört werden, die dann wiederum im Rahmen der ernährungsphysiologischen Zusatzstoffe in Verbindung mit Fetten hinzugefügt und aufgesprüht werden. Ein häufiges Argument für die Zugabe von synthetischen Vitaminen besteht in der Tatsache, dass Trockenfutter (abhängig von der Qualität der Rohstoffe und des Herstellungsverfahrens) den Bedarf an allen lebenswichtigen Nährstoffen auf Dauer nicht decken kann. Hier stellt sich die Frage, wie weit synthetische Zusatzstoffe für den Hundekörper bioverfügbar sind. Die Gefahr einer Überdosierung mit entsprechenden gesundheitlichen Folgeschäden ist in jedem Fall bei Nährstoffen in natürlich gebundener Form signifikant geringer.
Trockenfutter – kaltgepresst
Auch kaltgepresstes Trockenfutter weist in der Regel einen Feuchtegehalt von 8-12 % auf. Der große Unterschied zum extrudierten Trockenfutter besteht im Herstellungsverfahren. Die sogenannte Kaltpressung ist uns häufig als ein Herstellungsverfahren bei Pflanzenölen geläufig. Bei der Kaltpressung werden die Ausgangsstoffe gemahlen, zu einer Futtermasse vermischt und im Anschluss getrocknet. Diese Futtermasse wird anschließend mit Wasser besprüht, so dass sich der klebrige Brei durch das Hindurchdrücken durch eine Matritze in Pelletform bringen lässt. Die Verarbeitungstemperaturen liegen herstellerabhängig nur im Bereich von 45 – 90 Grad, so dass alle Mikro- und Makronährstoffe weitgehend erhalten bleiben. Im Regelfall werden keine weiteren Zusatzstoffe oder Fette hinzugefügt. Diese sind dann bei Bedarf in entsprechender Form zu substituieren.
Ein großer Unterschied besteht nun darin, dass kaltgepresstes Trockenfutter im Magen des Hundes nicht aufquillt, sich schnell auflöst und sich damit schonend verdauen lässt. Extrudiertes Trockenfutter hingegen entzieht dem Körper ein Vielfaches an Flüssigkeit und ist selbst im sauren Milieu des Hundemagens mit einem PH-Wert von 0,8 – 1,5 schwer verdaulich. Es lässt sich daher seriös schlussfolgern, dass diese extrudierten Trockenfuttersorten deutlich mehr Zeit benötigen, um den Verdauungstrakt unseres Vierbeiners zu durchlaufen. Eine längere Verdauungszeit bedeutet einen höheren Energieaufwand und begünstigt Fehlgärungen sowie die Entstehung von Fäulnisgasen. Diese wiederum sind in der Lage, die Organe und die physiologische Darmflora, die sogenannte Mikrobiota, zu belasten. Wie ich bereits eingangs erwähnte: Übernehmen Sie Verantwortung und prüfen Sie nach! Dies können Sie beispielsweise mit einem Selbsttest tun. Geben Sie ein paar Pellets extrudiertes Trockenfutter in ein halbvoll mit Wasser gefülltes Glas. In ein zweites Glas geben Sie eine vergleichbare Menge kaltgepresstes Trockenfutter ohne Zusatzstoffe. Um das saure Milieu des Magens annähernd zu simulieren, können Sie auch Wasser durch haushaltsüblichen Essig (PH-Wert ca. 3,0) ersetzen. Beobachten Sie die Entwicklung der Futterpellets in den folgenden Stunden. Die natürliche Verweildauer der Nahrung im Magen des Hundes liegt im Bereich von 2 – 8 Stunden.
Nassfutter oder Trockenfutter?
Die bessere Verdaulichkeit von Nassfutter, welches grundsätzlich einen Feuchtegehalt von 60 - 85 % aufweist, ergibt sich bereits mit dem berühmten gesunden Menschenverstand als logische Schlussfolgerung. Die Nassfütterung kommt dem Beutetierschema und der Physiologie, also den normalen Lebensvorgängen entsprechend, grundsätzlich am nächsten. Trockenfutter entzieht dem Körper für den Verdauungsprozess Flüssigkeit, die im Körper für weitere Stoffwechselprozesse benötigt wird. Angesichts der Annahme, dass ein Hund die drei- bis vierfache Menge an Wasser benötigt um den trocknen Nahrungsbrei zu verdauen, sind potenzielle Schädigungen innerer Organe in Betracht zu ziehen. Als Beispiel seien hier konkret die Nieren genannt, deren Aufgabe es ist, harnpflichtige Substanzen wie Ammoniak zu filtern und über den Harn auszuscheiden. Inwieweit unsere Hunde in der Lage sind, genug Flüssigkeit nachzutrinken, ist selbst unter Tierheilpraktikern umstritten. In dieser Diskussion ist meiner Ansicht nach auch zwischen extrudiertem und kaltgepresstem Trockenfutter zu unterscheiden.
Food for thought:
In einem Essay von Gerard Lippert und Bruno Sapy (Belgien) aus dem Jahr 2003 wurde untersucht, wie sich die Fütterung von industriellem Trockenfutter und die Fütterung von selbst erstellten Rationen auf die Lebensdauer auswirkt. Nach dieser Beobachtung wird vermutet, dass das mit hausgemachtem Futter gefütterte Tier (basierend auf ähnlichem Futter wie dem der Familie) ein Durchschnittsalter von 13,1 Jahren erreicht, während die mit Industriekonserven gefütterten Tiere ein Durchschnittsalter von 10,4 Jahren erreichen. Die mit Mischfutter (hausgemacht plus Dosenfutter) gefütterten Tiere erreichen ein Durchschnittsalter von 11,4 Jahren. (Quelle 3).
Dass Trockenfutter deutlich bequemer, häufig günstiger und länger und besser lagerfähig ist, geht mit unserem menschlichen Lebensstil „höher, schneller und weiter“ konform. Nassfutter aus der Dose hat naturgemäß ein deutlich höheres Gewicht und verbraucht mehr Lagerkapazität. Hier liegt es also an den Lebensumständen und in der Verantwortung eines jeden Besitzers zu entscheiden, welche Art der Fütterung die individuell beste ist. Auch wenn ich persönlich das Risiko der Austrocknung und der möglichen gesundheitlichen Schäden für meine Hunde durch Nassfütterung weitgehend ausschließe, so gibt es auch in meiner täglichen Praxis Hunde, für die eine Nassfütterung kontraindiziert ist. Auch diese Hunde können bei insgesamt entsprechenden Haltungsbedingungen gesund bleiben und alt werden. Denn neben der Frage „Trocken oder nass?“ oder nach der allerletzten prozentualen Angabe ist die Frage nach der Qualität der verwendeten Rohstoffe noch viel wichtiger für ein gesundes Hundeleben.
Zusammensetzung eines guten Hundefutters
Dass unsere Haushunde vom Wolf abstammen, gilt heutzutage als unumstritten. Während der Domestikationsphase haben sich unsere Haushunde selbstverständlich auch genetisch verändert. Und das nicht nur in Bezug auf Ihr Verhalten, sondern eben auch auf ihre Ernährungsgewohnheiten und Fähigkeit, bestimmte Nährstoffe verdauen zu können. So geht man davon aus, dass unsere Hunde als domestizierte Wölfe sich zum Teil an die Verdauung von Kohlenhydraten in Form von Stärke und Getreide angepasst haben. Womit wir bei der Zusammensetzung eines gesunden Hundefutters angelangt sind. Die Zusammensetzung eines guten Futters sollte sich daher an der natürlichen Zusammensetzung eines Beutetieres orientieren:
- 70 – 80 % tierische Zutaten (Muskelfleisch, Magen / Pansen, Innereien, Knochen)
- 20 -30 % pflanzliche Inhaltsstoffe
Etwas komplizierter wird es bei gesundheitlichen Einschränkungen, Vorerkrankungen oder Allergien. Hier sollte selbstverständlich ein individueller Futterplan erstellt werden.
Das Thema Getreide: Auch wenn viele unserer Hunde Getreide häufig verdauen können, ist es weiterhin fraglich, ob es ernährungsphysiologisch notwendig und der Gesundheit förderlich ist. In jedem Fall, soweit herrscht in der Naturheilkunde Einigkeit, sollte es sich um komplexe Kohlenhydrate handeln. Diese belasten die Bauchspeicheldrüse weniger, da sie nur zu einem langsamen Anstieg des Blutzuckerspiegels führen.
Das Wichtigste bei der Verwendung von Fertigfutter ist, neben der oben genannten groben Orientierung in der Zusammensetzung, die Qualität und damit auch die Bioverfügbarkeit der enthaltenen Nährstoffe. Die Bioverfügbarkeit ist eine Bezeichnung dafür, wie gut Lebensmittel und die enthaltenen Nährstoffe vom Körper verwertet werden können. Aus Sicht der Naturheilkunde ist eine hohe Bioverfügbarkeit des Futters essentiell.
Wo finde ich Informationen über die Zusammensetzung?
Informationen über die Zusammensetzung finden sich auf der Verpackung des entsprechenden Wunschfutters. Die Hersteller sind grundsätzlich verpflichtet, die Inhaltsstoffe und die Analysedaten auf der Verpackung anzugeben. Diese Angaben lassen jedoch nur begrenzt Rückschlüsse auf die Qualität der verwendeten Rohstoffe zu. Dazu müssen wir zunächst die offene und die geschlossene Deklaration unterscheiden.
Geschlossene Deklaration
Die Inhaltsstoffe werden hierbei in Sammelbegriffen zusammengefasst. Es erfolgen keine Prozentangaben.Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Zutaten in absteigender Reihenfolge nach Gewicht angegeben sind. Der Hersteller legt bei der geschlossenen Deklaration in der Regel nicht alle Inhaltsstoffe offen, was unter bestimmten Bedingungen laut Rechtsvorschriften für die Herstellung und das Inverkehrbringen von Futtermitteln zulässig ist. Insbesondere Konservierungsstoffe oder Antioxidantien müssen nur angegeben werden, sofern bestimmte Grenzwerte gesetzlich vorgeschrieben sind.
Im Folgenden ein fiktives Beispiel einer geschlossenen Deklaration:
- Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (Huhn), Getreide, Gemüse (Kartoffeln), Mineralstoffe.
Offene Deklaration
Die Inhaltsstoffe werden in Einzelbegriffen genannt. Es erfolgt eine prozentuale Angabe der Inhaltsstoffe und der Hersteller garantiert freiwillig, dass alle verwendeten und zugesetzten Inhaltsstoffe aufgelistet sind. Das ist insbesondere für Allergiker oder sensible Hunde ein wichtiges Argument.
Fiktives Beispiel einer offenen Deklaration:
Rindfleisch und -Innereien 69 % (Muskelfleisch 5 4%, Pansen 23 %, Herz 15 % Leber 8 %), Rindfleischbrühe 10,5 %, Karotten 6 %, Pastinake 7 %, Apfel 5 %, Leinöl 0,5 %, Hagebutte 0,5 %, Dill 0,5 %, Majoran 0,5 %, Eierschalenpulver 0,5 %
Was bedeutet das jetzt konkret?
Werfen wir zunächst einen Blick in den „Leitfaden zur Kennzeichnung von Alleinfuttermitteln und Mischfuttermitteln“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
„Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“
„Alle Fleischanteile geschlachteter warmblütiger Landtiere, frisch oder durch ein geeignetes Verfahren haltbar gemacht sowie alle Erzeugnisse und Nebenerzeugnisse aus der Verarbeitung von Tierkörpern oder Teilen von Tierkörpern warmblütiger Landtiere.“ (Quelle 4)
Tierische Nebenerzeugnisse stehen hierbei im Gegensatz zu Erzeugnissen. Alles, was in der Lebensmittelindustrie als Abfall anfällt, kann ein Nebenerzeugnis sein. Beispiele: Sehnen, Federn, Hufe, Krallen, Ohren, Euter, Schilddrüse, Knochenmehle...
Tierische Nebenerzeugnisse sind jedoch nicht pauschal als negativ zu bewerten, da es sich laut Definition selbstverständlich auch um hochwertige Innereien handeln kann. Daher ist hierbei zwingend darauf zu achten, dass diese einzeln aufgelistet sind. Sind diese nicht ersichtlich, so besteht die Möglichkeit direkt beim Futterhersteller anzufragen, um welche Art von Nebenerzeugnissen es sich in welcher Prozentzahl handelt. Das schafft Transparenz in die eine oder andere Richtung.
„Pflanzliche Nebenerzeugnisse“
„Nebenerzeugnisse aus der Aufarbeitung pflanzlicher Erzeugnisse, insbesondere Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte, Ölfrüchte.“ (Quelle 4)
Pflanzliche Nebenerzeugnisse stammen also aus der Aufarbeitung von pflanzlichen Erzeugnissen, z. B. Pressrückstände wie Melasse, Rübentrockenschnitzel, Erdnussschalen, und Strohspelzen.
Fleischmehl und Tiermehl
Hinter dem Begriff „Fleischmehl“ verbirgt sich getrocknetes und zu Mehl verarbeitetes Fleisch ohne Nebenerzeugnisse. Dieses wird entsprechend in Form gepresst., wie zum
Beispiel Geflügelfleischmehl
In dem Begriff Tiermehl taucht zumindest das Wort „Fleisch“ nicht auf. Schlussfolgernd finden hier alle Bestandteile vom Tier Verwendung, insbesondere die bereits genannten Nebenerzeugnisse.
Häufig werden ebenfalls Proteinhydrolysate eingesetzt. Hydrolysate sind durch einen Verarbeitungsprozess bereits aufgespaltene Proteine. Sie sind sozusagen vorverdaut, sollen die Absorptionsrate im Verdauungstrakt erhöhen und werden besonders bei Diätfutter und hypoallergenem Trockenfutter eingesetzt. So können auch schwerverdauliche bindegewebsreiche Tierkörperteile besser verstoffwechselt werden. Proteinhydrolysate werden auch aus Pflanzenproteinen hergestellt. Da hydrolysierte Proteine einen bitteren Geschmack aufweisen, ist in Betracht zu ziehen, dass dem Futter sogenannte „sensorische Zusatzstoffe“ (Geschmacksverstärker, Farbstoffe) zugesetzt werden. Dass insbesondere Geschmacksverstärker wie die Gruppe der Glutamate das Ernährungsverhalten und den Appetit beeinflussen ist unbestritten. Inwieweit über die Nahrung zugeführtes Glutamat die Blut-Hirn-Schranke überwinden und nerventoxisch wirken kann, ist nicht eindeutig geklärt. Apropos Allergie.
Exkurs Insektenfutter für Hunde?
Einen wahren Hype erlebt offensichtlich Insektenfutter für Hunde. Es gilt als hypoallergen und häufig, sollte selbst die Eliminationsdiät mit dem Klassiker Pferdefleisch keinen Erfolg bringen, als letzter „Heilsbringer“ für alle vierbeinigen Patienten mit der Diagnose Futtermittelallergie. Bei den mittlerweile zahlreicher werdenden Angeboten auf dem Markt, die in der Regel auf der Basis von Hermetia illucens (schwarze Soldatenfliege) hergestellt werden, ist zunächst ein wichtiger Faktor zu berücksichtigen. Der Gehalt an Calcium und Phosphor von Hermetia hat naturbedingt ein anderes Verhältnis als das von Fleisch oder auch Fisch. Um das Calcium-Phosphor Verhältnis von 1,3 : 1 zu erreichen, welches als Status Quo gilt (Quelle 5), wird von den meisten Herstellern durch entsprechende Zugabe von Mineralstoffen ein ausgewogenes Alleinfuttermittel angeboten. Sofern die Hersteller auf Zusatzstoffe verzichten, wird dieses Futter als Ergänzungsfuttermittel deklariert sein und ist entsprechend mit Mineralstoffen zu ergänzen. Abgesehen von der Frage, ob der Verdauungstrakt unserer Omnivoren Insekten ähnlich effektiv verwerten kann wie Fleisch und Fisch, stellt sich die zudem Frage nach der Qualität. Soweit bekannt ist, werden diese Insekten industriell auf sogenannten Insektenfarmen gezüchtet. Aus moralischer Sicht stellt sich, wie bei jedem anderen Nutztier auch, die Frage nach der Art der Aufzucht und Tötung vor der Verarbeitung. Ebenso wichtig ist die Kenntnis über den Einsatz von möglichen Antibiotika, Bioziden und Hormonen während der Aufzucht. Da mir zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels noch keine belastbaren Quellen bekannt sind, liegt die Beantwortung dieser Fragen im eigenen Ermessen. Ein entsprechendes Analyseergebnis und Kenntnisse über die Lieferketten des Futterherstellers können hier für mehr Sicherheit und Transparenz sorgen.
Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass Insektenfuttermittel durchaus ihre Berechtigung haben und tatsächlich eine Ernährungsoption bei Allergikern darstellen können. Aus naturheilkundlicher Sicht ist jedoch vorher zwingend eine Frage zu beleuchten: Inwieweit handelt es sich tatsächlich um eine Futtermittelallergie oder etwa doch nur um eine Futtermittelunverträglichkeit oder eine andere organische Erkrankung mit dem klinischen Bild einer Allergie? Bei Allergie handelt es sich häufig um eine schnell gestellte Verdachtsdiagnose. Diese ist von anderen Krankheitsbildern und insbesondere symptomatisch-klinisch kaum von einer Unverträglichkeit zu unterscheiden.
Allergie beim Hund
Zunächst ist festzuhalten, dass sich in Bezug auf die Ursachen und die Entstehung von Futtermittelallergien die berühmten Geister scheiden. Sie sind zumindest nicht eindeutig geklärt und lassen viel Platz für Interpretationen. Eine Rolle könnte hierbei die sogenannte orale Toleranz spielen. Darunter versteht man den Vorgang, bei dem der Magen-Darm -Trakt im Welpenalter lernt, aufgenommene Nahrung als Nährstoff zu erkennen und ungefährlicheb und potentiell gefährlichen Stoffen zu unterscheiden. Als klinische Hauptsymptome gelten in der Praxis Juckreiz und Hautentzündungen, Verdauungsbeschwerden sowie wiederkehrende Ohrenentzündungen. Der entscheidende Unterschied zwischen einer Allergie und einer Unverträglichkeit ist die Beteiligung des Immunsystems. Bei der Allergie erkennt das Immunsystem bereits kleinste Mengen an Proteinen als Fremdkörper und leitet eine Reaktion mit entsprechenden Symptomen ein. Hier ist die Gefahr einer immunologischen Reaktion auch von der Größe der Proteine abhängig. Das ist unter anderem ein Grund, warum die Hersteller bei hypoallergenem Futter bereits hydrolysierte Proteine verwenden. Diese Proteine werden aufgrund Ihrer Beschaffenheit vom Immunsystem nicht mehr als Allergen erkannt. Das Grundproblem eines überreagierenden Immunsystems bleibt hierbei ungelöst, mit weitreichenden gesundheitlichen Konsequenzen. Von der Allergie abzugrenzen ist noch die Unverträglichkeit, bei der es sich lediglich um Überempfindlichkeitsreaktion ohne Beteiligung des Immunsystems handelt. Kleine Mengen des Proteins werden hierbei immerhin meistens gut vertragen.
In der Praxis wird hier sehr häufig und schnell eine Futtermittelallergie bescheinigt, in vielen Fällen handelt es sich jedoch um andere zugrunde liegende Erkrankungen. Um sich selbst heilen und regenerieren zu können, benötigt jedes Lebewesen eine artgerechte, ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung. Hier schließt sich also der Kreis.
Zusammenfassung
Für den durchschnittlichen Hundebesitzer ist es somit nicht ganz einfach, das beste Futter für seinen Vierbeiner zu finden. Zu groß ist das Angebot am Markt, zu unterschiedlich sind die Herstellungsverfahren und zu vielfältig die Meinungen. Die Werbemaßnahmen der Hersteller sind, wie auch in anderen Lebensbereichen, professionell ausgestaltet und damit im Alltag kaum dazu geeignet, eine objektive Entscheidung zu treffen.
Am Ende des Tages sollten die Art der Fütterung und die Wahl des Futters so individuell sein, wie unsere Vierbeiner selbst. Nehmen Sie sich die Zeit für eine eigene Recherche, beobachten Sie welches Futter Ihrem Vierbeiner gut bekommt und , berücksichtigen Sie seine individuellen Bedürfnisse. Übernehmen Sie die Verantwortung für die Gesundheit Ihres Hundes. Im Zweifel befragen Sie Ihren persönlichen “Fachmann”. Im übertragenden Sinne wusste schon Sebastian Kneipp „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke“.
Quellen:
(1) Meyer, H., Zentek, J. (2013). Ernährung des Hundes: Grundlagen – Fütterung – Diätetik. Enke Verlag, Stuttgart
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Extrusion_(Verfahrenstechnik) Zugriff am 27.01.2023
(3) https://www.ukrmb.co.uk/images/LippertSapySummary.pdf Zugriff am 27.01.2023
(4) https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Futtermittel/Leitfaden-Kennzeichnung-Futtermittel.pdf?__blob=publicationFile&v=2 Zugriff am 27.01.2023
(5) https://www.naturfutterlaedchen.eu/Fuer-das-Barfen Zugriff am 27.10.2022